„Was wir über unsere Gesellschaft, ja über die Welt, in der wir leben, wissen, wissen wir durch die Medien.“
Ob diese, 1996 von Niklas Luhmann formulierte Aussage, heute noch uneingeschränkt tragbar ist, scheint zumindest diskutabel – der Kern seiner metaphorischen Schärfe bezieht sich jedoch auf das „Was“ des Wissens und das „Wie“ des Zustandekommens. Im gesamten Kommunikationsprozess ist Komplexitätsreduktion immanent, Selektion unvermeidbar und nur ein kleiner Ausschnitt des Sagbaren auch mitteilbar. In diesem Punkt konvergieren konstruktivistisch-systemische als auch kommunikationswissenschaftliche Standpunkte. Der Terminus »Framing« wird für seine interdisziplinäre Anwendbarkeit gelobt und vermehrt zur Beschreibung unterschiedlicher Phänomene herangezogen. Gleichzeitig existiert eine große, sich zum Teil ausschließende Definitionsvielfalt, eine sichtbare Unstimmigkeit der konzeptionellen und theoretischen Zuordnung sowie eine Vielzahl an ähnlichen Termini aus benachbarten Disziplinen. Ausgehend von dieser Heterogenität, soll »Framing« mittels konstruktivistisch-systemischen Blickwinkels makrotheoretisch zu Ende gedacht und auf eine mögliche Modifizierung des Framing-Ansatzes im Rahmen einer Theorie mittlerer Reichweite hin überprüft werden.
Anschließende Fallstudie soll die Anwendung und Operationalisierbarkeit des abgewandelten Framing-Ansatzes überprüfen, welche thematisch den intertextuellen Diskurs um das »Deutsch-Sein« als medial konstruiertes Narrativ der deutschen Identitätsdiskussion der letzten dreißig Jahre zu fassen versucht.